www.ohren-forum.de

[Bernd M.]

Hallo dr.Merck,
habe vergessen, sie nochwas zu fragen.
Wie sind sie eigentlich auf ihre Methode gekommen. Warum kamen denn die anderen doktors nicht auch darauf?

gruesse
von Bernd M.

[Dr. Merck]

Lieber Bernd M.

auf meine Methode bin ich durch folgende Dinge gekommen.

1. 1995 las ich die Publikation eines israelischen Arztes namens Peled. Der berschrieb eine Technik, mit der man einen Faden unter die Haut bekommt, ohne die Haut aufschneiden zu muessen. Er legte damit auch schon Ohren an, hat aber, wie dies bei den traditionellen Methoden geschieht, ueber einen Hautschnitt den Knorpel geritzt. Darin sah ich zunaechst keinen wesentlichen Fortschritt, weil das Ritzen des Knorpels Risiken mit sich bringt und kosmetisch unschoene Kanten im Ohr erzeugen kann.
2. Wesentlich war dann zusaetzlich eine Beobachtung, die ich bei Nonnen gemacht habe. Wir haben in der Naehe von Konstanz ein sehr grosses Kloster, in dem sehr viele alte Nonnen ihren Lebensabend verbringen. Wenn sie zum Hoertest in meine HNO-Praxis kamen ( auch Nonnen bekommen ja im Alter ebenso wie andere Leute haeufig ihre Altersschwerhoerigkeit), sah ich in der Hoerpruefkammer, wo sie alle immer ihre Ohren freilegen mussten, dass sie alle ohne Ausnahme total am Kopf anliegende Ohren haben, wenn sie lang genug eine Nonnenhaube getragen hatten. Das lehrte mir, dass sich der Ohrknorpel von selbst umbaut, wenn man ihn lange genug zwingt, eine neue Position einzunehmen, was ja durch die Nonnenhaube automatisch geschieht.
Ich kam auf diesem Wege auch zu der wichtigen Erkenntnis, dass das, was man mir bei meiner Ausbildung in der Universitaetsklinik beigebracht hatte und auch in allen Lehrbuechern steht, naemlich dass ein Ohr nur dann in seiner neuen Position dauerhaft stehen bleibt, wenn man fuer grosse Wunden und deren Verwachsungen sorgt und den Knorpel durch Ritzen oder andersartige Bearbeitung schwaecht, eine falsche Lehrmeinung ist.
3. Mir wurde ploetzlich klar, dass die Anwendung der von Peled beschriebenen Nahttechnik erst dann einen Sinn macht, wenn man den Knorpel gaenzlich in Ruhe laesst und einen Faden nimmt, der sich nicht im Gewebe aufloest und absolut gut gewebevertraeglich ist. Das ist der von mir verwendete Prolenefaden. Dann uebernimmt sozusagen der eingesetzte Faden die Funktion einer Nonnenhaube, wobei nur darauf zu achten ist, dass das Ohr nicht so stark an den Kopf angelegt wird, wie es durch die Nonnehaube geschieht.

Im Jahre 1996 fand sich dann der erste Patient, der sich nach dieser Idee operieren liess. Er und ich waren vom Ergebnis so begeistert, dass ich von da an nur noch so operierte. Zu meiner grossen Ueberrachung kam hinzu, dass sich seither wirklich kein einziger Patient mehr mit der traditionellen Methode operiert werden wollte.

Andere Aerzte sind deshalb nicht auf die Idee gekommen, so wie ich zu operieren, weil sie a) alle viel zu sehr von den Denkmodellen der traditionellen Methoden gefesselt sind, b) zudem auch nicht das Glueck hatten, die Beobachtung bei den Nonnen zu machen und c) die Publikation von Peled entweder nicht gelesen oder nicht beachtet, vielleicht auch nicht verstanden haben.

M.f.G.
Priv.Doz.Dr.med.W.Merck